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Skogar - Thorsmörk 25km
Eigentlich wollten wir mit dem Bus vom Skaftafell Nationalpark nach
Landmannalaugar fahren, um die Tour von dort zu beginnen. Da wir uns aber nicht sicher waren, ob die
Busse zu dieser Jahreszeit ins Landesinnere verkehrten, fragten wir
lieber noch einmal in der Touristeninformation auf dem Campingplatz in
Skaftafell nach. Hier versicherte man uns, dass die Busse fahren
würden. Also warteten wir am nächsten Morgen um 8 Uhr in der frühe
(für uns verdammt früh) auf den Bus, der natürlich nicht kam. Wir
haben dann erfahren, dass die Busse nur von Reykjavik aus fahren und
nicht von Skaftafell. Von hier aus noch mal einen schönen Dank an die
Touristeninformation! Ein Ehepaar aus England war gerade dabei vom
Campingplatz aufzubrechen, und wir fragten sie, ob sie uns ein Stück
mitnehmen könnten. Leider wollten sie nicht nach Landmannalaugar,
sondern nach Skogar. So entschlossen wir uns dann die Tour in die
andere Richtung zu laufen.
Das Wetter war mal wieder ziemlich feucht, eigentlich hat es an diesem
Tag nur geregnet. Der Wasserfall in Skogar (Skogafoss), der
gleichzeitig der Startpunkt für den Wanderweg nach Thorsmörk ist, ist
ziemlich beeindruckend und einer der höchsten Wasserfälle
Islands. Bevor wir dann endgültig zu unserer Tour aufbrachen, haben
wir uns (wie empfohlen) nach dem Wetter in den Bergen
erkundigt. Leider war dies völlig sinnlos, denn die gute Frau von der
Information hatte keine Ahnung. Aber der Weg wäre ziemlich einfach und
schon nach max. 3 Stunden würden wir die erste Hütte erreichen.
Da es bereits Nachmittag war, wollten wir auch in der Hütte übernachten. Tatsächlich
waren die ersten km nicht sonderlich schwer, dafür auch nicht
sonderlich aufregend. Bei Regen und starken Wind macht der Aufstieg
auf 1000m von Meereshöhe nicht wirklich Spass. Nach ca. 2 Stunden
errreichten wir einen Fluss mit ziemlich starker Strömung. Zum
Glück gab es eine Brücke, leider war sie so hoch und ohne Leiter,
dass es uns doch einige Schwierigkeiten bereitete, mit unseren
Rucksäcken auf die Brücke zu kommen. Das Wetter wurde immer
schlechter und die Sicht immer weniger. Schließlich endete der Pfad in
einem Schneefeld und die nächste Markierung war aufgrund der
schlechten Sicht nicht zu sehen. Bei Dauerregen, Wind und Nebel
suchten wir nach der nächsten Wegmarkierung, und so arbeiteten wir uns
langsam vorwärts. Mittlerweile waren wir total durchnässt, trotz
Regenbekleidung.
Nach fast 4 h waren wir uns nun auch nicht mehr so sicher,
ob wir schon an der Hütte vorbei waren oder nicht. Die Sicht war so
schlecht, dass man locker in 10m Abstand vorbeilaufen konnte, ohne
die Hütte auch nur wahrzunehmen. Von einfach konnte nun wirklich nicht
mehr die Rede sein. Ich glaube, dass es ganz schön gefährlich sein
kannn hier oben bei diesen Wetterverhältnissen. Relativ sicher ist es auf
jeden Fall, wenn man dem Pfad folgt, das Problem ist nur, dass man ihn
finden muss. Wir fluchten des
öfteren und sagten ein paar unschöne Dinge über die Frau von der
Information, ich in deutsch und Steve in französisch. Zum Glück konnte
uns keiner hören. Dann, für einen kurzen Augenblick, wurde die
Sicht besser, und wir konnten die Hütte direkt vor uns
sehen.
Enttäuscht waren wir allerdings als wir hinein kamen. Es war
dreckig, viel Müll, kalt, und es roch ziemlich unangenehm. Es gab eine
Gasflasche mit Brenner und wir konnten uns zumindest an der Gasflamme
etwas aufwärmen. Leider habe ich bei dem Versuch meine Unterwäsche
über dem Brenner zu trocknen die Selbige verbrannt. Eigentlich hatten
wir keine große Lust hier die Nacht zu verbringen und nach einer
kurzen Rast und einer kleinen Mahlzeit entlschlossen wir uns
weiterzulaufen, um Thorsmörk zu erreichen.
Der Regen wurde noch
schlimmer und wir brauchten viel Zeit, um erst einmal den richtigen Weg
zu finden. Die Markierungen waren teilweise im Schnee verschwunden
oder so weit auseinander, dass man sie nicht sehen konnte. Nachdem ich
einige Male bis zur Hüfte im Schnee versunken war, waren dann meine
Schuhe nun auch von innen nass, aber das machte jetzt eh keinen
Unterschied mehr. Es ging noch weiter bergauf, bis auf 1100m und der
Regen wechselte langsam zu Eisregen. Bei Sonnenschein muss es hier
oben wunderschön sein, leider bekamen wir nicht viel zu sehen.
Der Abstieg nach Thorsmörk war teilweise ziemlich steil und wir waren
froh, als wir dann endlich um 23.00 Uhr die Hütte in Basar
erreichten. Die Hütte war warm und gemütlich. Wir hätten uns eh nicht
vorstellen können diese Nacht im Zelt zu verbringen, durchnässt wie
wir waren.
Thorsmörk - Landmannalaugar (Laugavegurinn) 55km
Am nächsten Morgen hatten wir Sonnenschein, anfänglich. Die Sachen
waren wieder trocken und unsere Laune besser. Nachdem wir
dann gegen Mittag aufbrachen, begann es natürlich wieder zu
regnen. Und als wir zu dem ersten Fluss kamen, den es zu durchqueren
galt, haben wir lange überlegt, ob wir wieder zur warmen Hütte in
Thorsmörk zurückkehren sollen oder nicht. Steve war ziemlich erkältet und es
ging ihm nicht besonders. Wir konnten den Weg auf der anderen Seite
des Flusses nicht ausmachen und außerdem schien uns diese Stelle als
nicht sonderlich geeignet den Fluss zu durchqueren. Wir warteten bis
der Regen ein wenig nachließ, um dann doch unsere Schuhe und Hosen
auszuziehen. Es war verdammt kalt, und es
dauert immer eine Weile nachdem man den Fluss durchwatet hat, bis man endlich wieder Gefühl in den Zehen
bekommt.
Gegen Abend erreichten wir die Hütte Emstrur/Botnar und wir waren
froh, wieder im Trocknen zu sein. Der nächste Tag begann recht trübe,
das Wetter sollte aber besser werden, das heißt kein Dauerregen,
sondern nur Regenschauer. Die Strecke war relativ einfach und der Weg
leicht zu finden, und so erreichten wir am Nachmittag die Hütte am See
Alftavatn. Das Wetter war wirklich besser, und wir konnten uns sogar
über ein wenig Sonnenschein freuen. Wir trafen ein paar Leute, die die
Wanderung in Landmannalaugar begonnen hatten. Sie haben uns erzählt,
dass man sie dort nicht losgehen lassen wollte, weil sie
keinen Kompass dabei hatten. Erst als sie sich ein paar anderen Leuten
anschlossen, die scheinbar einen dabei hatten, ließ man sie gehen. Naja,
dass man einen Kompass dabei hat sagt ja nichts darüber aus, dass man
auch damit ungehen kann. Aber wenigsten scheinen die Leute in
Landmannalaugar ein wenig besorgter und umsichtiger zu sein. Wenn ich da an die Information in Skogar
denke, die wahrscheinlich so ziemlich jeden Touristen in die Berge
schicken mit den Worten "ist ganz einfach, kein Problem", dann ist das
schon ein wenig seltsam.
Am darauffolgenden Tag wollten wir bis nach
Landmannalaugar kommen, eigentlich kein Problem, eigentlich. Da es
doch ein etwas längerer Weg war, sind wir diesmal schon vor dem Mittag
:-) losgelaufen. Das Wetter war fantastisch, herrlicher Sonnenschein
und super Sicht. Und so konnten wir den ersten Teil der heutigen
Strecke richtig genießen. Es ging noch einmal bergauf bis auf 1000m zur
Hütte Hrafntinnusker. Hier machten wir Rast und es viel uns schwer, uns
zu überwinden weiterzulaufen. Es war einfach zu schön, in der Sonne
(von der wir in den letzten Tagen nicht viel gesehen hatten) zu sitzen
und die Aussicht zu genießen. Aber wir wollten Landmannalaugar nicht
zu spät erreichen, da die Hütte hier immer sehr voll sein sollte.
Als wir dann schließlich zur letzten Etappe aufbrachen, folgten wir
einfach ein paar Fußspuren (siehe Anmerkung) und nach ein paar Metern kamen wir auf
einen breiten Pfad mit Markierungen. Wir wunderten uns nur, dass wir
immer noch bergauf liefen, obwohl es eigentlich bis nach
Landmannalaugar nur bergab gehen sollte. Langsam bewölkte sich es auch
wieder, aber zum Glück ohne Regen. Wir folgten dem Pfad, der breit wie
eine Straße war, eine ganze Weile. Es war seltsam, dass wir niemand
weiter trafen, auf diesem doch so populären Abschnitt. Außerdem
konnten wir nur zwei frische Fußspuren (siehe Anmerkung) ausmachen.
Schließlich kamen
wir zu einem Lavafeld und einem ziemlich großen Fluß, der sich an dem
Lavafeld gabelte. Wir schauten auf die Karte und waren überzeugt, dass
wir nun fast am Ziel waren, denn die Hütte und der Zeltplatz waren direkt
hinter einem Lavafeld, zumindest auf der Karte. Eigenartig nur, dass
wir, um dahin zu kommen, den Fluss durchqueren mussten. Wir waren uns
ziemlich sicher, dass wir keine weiteren Flüsse zu durchwaten
hatten. So suchten wir dann ewig nach einer geeigneten Stelle, liefen
flussauf und flussabwärts, um dann schließlich doch frustriert unsere Schuhe und
Hosen auszuziehen. Wir waren überzeugt, dass hinter dem Lavafeld die
Hütte war. Nachdem wir den Fluss durchwatet hatten, kletterten wir um
das Lavafeld herum. Einen Weg oder Markierungen gab es schon lange
nicht mehr, und wir hatten schon das Gefühl, das wir ein wenig vom
eigentlichen Pfad abgekommen waren. Eine Hütte oder andere Anzeichen
von Zivilisation haben wir nicht gefunden, dafür einen steilen Canyon,
wo es definitiv nicht weiter ging.
Völlig verzweifelt schauten wir
erneut auf die Karte. Nach etlichem Überlegen und Diskussionen sind wir
dann endlich dahinter gekommen, dass wir seit der letzten Hütte in die
völlig falsche Richtung gelaufen sind. Von der Hütte gab es noch einen
anderen Weg, eine Art Straße, diese führte leider nicht nach
Landmannalaugar, sondern in völlige Wildnis. Wir erreichten zwar auch
ein Lavafeld, nur war es das falsche, denn Lavafelder gibt es hier
reichlich. Wir wußten nun nicht so richtig, was wir machen sollten,
wir konnten die Nacht hier im Zelt verbringen (es war mittlerweile
schon 21:00 Uhr), zur Hütte zurückgehen, um am nächsten Morgen den
richtigen Weg zu nehmen, oder einfach querfeldein uns einen Weg nach
Landmannalaugar bahnen. Nachdem wir nun wußten, wo wir wirklich waren,
entschieden wir uns für die letztere Möglichkeit. Wir mussten den
Fluss erneut durchqueren und noch einige andere mehr. Es war ein
langer Weg und wir waren mittlerweile ziemlich müde und erschöpft. Natürlich
ging es wieder bergauf, bis wir dann endlich den eigentlichen Abstieg nach
Landmannalaugar machen konnten. Unsere Route führte über Schneefelder und steile
Abhänge. Es ist wirklich gut, dass es hier um diese Jahreszeit nicht
dunkel wird. Wir waren wieder total nass, es regnete zwar nicht, aber
wir hatten so viele Flüsse zu durchqueren, dass wir am Ende keine Lust
mehr hatten, jedesmal unsere Schuhe und Hosen auszuziehen.
Gegen 2 Uhr morgens kamen wir dann endlich in
Landmannalaugar an. Das nächste Problem war dann, einen Platz in der
Hütte zu finden, alle Schlafplätze waren bereits belegt. Das Zelt hier irgendwo
aufzustellen war fast unmöglich, nur Schotter als Untergrund. Wir fanden
letztendlich eine Art Abstellkammer in der Hütte mit Matratzen, wo wir dann letztendlich den Rest
der Nacht verbracht haben. Am nächsten Morgen (eigentlich war es schon
fast Mittag) haben wir uns noch ein Bad in der heißen Quelle ganz
in der Nähe gegönnt, bevor wir den Bus nach Selfoss genommen haben.
Anmerkung:
Wir hatten schon in Jökulsarlon, einige Tage bevor wir zu dieser Tour
aufgebrochen sind, ein Ehepaar aus Holland getroffen, die auch den
Laugavegurinn laufen wollten. Sie hatten allerdings vor, schon einen Tag
eher aufzubrechen. Wir haben sie dann nach der Tour in Reykjavik
wieder getroffen und wie sich herausstellte, hatten sie das gleiche
Schicksal wie wir. Auch sie liefen von der Hütte Hrafntinnusker in die
falsche Richtung und es waren ihre Fußspuren, denen wir am nächsten
Tag folgten. Allerdings waren sie so vernünftig, wieder zur Hütte
zurück zu laufen, dort zu übernachten, um am nächsten Tag den
richtigen Weg nach Landmannalaugar zu nehmen.
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