Coast to Coast Wanderung (April 2003)

Der Coast to Coast Walk ist der wahrscheinlich schönste und abwechslungsreichste Fernwanderweg Englands. Er beginnt an der Westküste in St. Bees (Cumbria) und endet nach 192 meilen (307km) an der Ostküste in Robin Hood's Bay (Yorkshire). Dabei werden die 3 Nationalparks Lake District, Yorkshire Dales und North Yorkshire Moors durchquert.

Ohne viele Worte zu verlieren: Hier sind die Bilder meiner Coast to Coast Wanderung.

Wer jetzt Lust bekommen hat, sich selber einmal an der Coast to Coast Wanderung zu versuchen, für den gibt es nachfolgend ein paar (vielleicht) wichtige Informationen.

Route

St. Bees Head - Ennerdale Bridge - Rosthwaite - Grasmere - Patterdale - Shap - Kirkby Stephen - Keld - Reeth - Richmond - Danby Wiske - Beacon Hill - Bloworth Crossing - Glaisdaile Rigg - Littlebeck - Robin Hood's Bay

Die Route in dieser Form haben wir Alfred Wainwright zu verdanken. Sicherlich gab es schon einige vor ihm, die von der Irischen See bis zur Nordsee gelaufen sind. Er war aber der erste, der 1973 eine ausführliche Wegbeschreibung mit vielen handgezeichneten Karten und Bildern veröffentlichte.

Meine Etappen im Überblick:

Tag 1: St. Bees - Bradlays Farm, 13 m (21,8 km)
Tag 2: Bradlays Farm - Honister Pass, 13 m (21,8 km)
Tag 3: Honister Pass - Grasmere, 13 m (21,8 km)
Tag 4: Grasmere - Patterdale, 9 m (14,4 km)
Tag 5: Patterdale - Shap, 16 m (25,6 km)
Tag 6: Shap - Bent's Farm, 15 m (24 km)
Tag 7: Bent's Farm - Keld, 18 m (28,8 km)
Tag 8: Keld - East Applegarth Farm, 19 m (30,4 km)
Tag 9: East Applegarth Farm - Danby Wiske, 16 m (25,6 km)
Tag 10: Danby Wiske - Osmotherley, 12 m (19,2 km)
Tag 11: Osmotherley - Lion Inn, 20 m (32 km)
Tag 12: Lion Inn - Grosmont, 15 m (24 km)
Tag 13: Grosmont - Robin Hood's Bay, 15 m (24 km)

Zeit

Generell sollte man 2 Wochen für die Wanderung einplanen, vielleicht auch ein paar Tage mehr, wenn man sich mehr Zeit nehmen möchte, um auch Plätze neben der Route zu entdecken.

Bücher

Ich möchte hier keine ausführliche Beschreibung der Coast to Coast Route geben, dafür gibt es bessere Literatur (zumeist in Englisch). Zu empfehlen sei hier auf jeden Fall das Buch von Alfred Wainwright selbst, wobei man sagen muss, dass sich die Routenführung im Laufe der Jahre doch teilweise erheblich geändert hat. Ich habe mir das Buch von Terry Marsh "A Northern Coast to Coast Walk" gekauft. Es ist aktueller und zeigt auch viele Alternativrouten. Außerdem enthält es eine Liste aller B&B's und Campingplätze entlang der Route.

Karten

Als Kartenmaterial habe ich die footprint Karten "Coast to Coast Walk" (2. Teile) genutzt und war auch sehr zufrieden damit. Die neue Auflage (2003) ist wasserfest und trotzdem noch preiswert. Jeder Streckenabschnitt ist kurz beschrieben und für alle Ortschaften ist angegeben was man hier vorfinden kann (Shops, Übernachtungsmöglichkeiten, Telefon, etc.). Dies ist wirklich hilfreich und man kann eigentlich auch ohne Buch auskommen. Alternativrouten sind ebenfalls eingezeichnet und es gibt eine Entfernungsangabe vom Start bis zum Ziel in Meilen. Man sollte sich aber bewusst sein, dass diese Karten nur die eigentliche Route zeigen und wenig drumherum. Somit ist es fast unmöglich, Plätze neben der Route zu identifizieren (Berge, Ortschaften), die man zwar wärend der Wanderung sehen kann, aber nicht mehr auf der Karte eingezeichnet sind. Will man mehr über die Umgebung wissen und vielleicht auch Plätze neben der Route besuchen, so kann man auf die Karten des Englischen Vermessungsamtes (Ordnance Survey Explorer im Maßstab 1:25000 oder Landranger im Maßstab 1:50000) zurückgreifen. Da diese aber immer nur ein bestimmtes Gebiet zeigen, muss man etlich dieser (doch sehr teuren) Karten kaufen und auch mitnehmen (Gewicht und Platz). Es gibt eine Sonderausgabe des Englischen Vermessungsamtes (Ordnance Survey) welche ähnlich wie die footprint Karten nur die Route der Coast to Coast Wanderung von Alfred Wainwright zeigt. Diese Karten (auch 2 Teile) sind doppelt so teuer wie die footprint Karten, dafür etwas detailreicher. Sie zeigen aber auch nicht mehr von der Umgebung. Ich war mit den footprint Karten sehr zufrieden und die Wegbeschreibung war eindeutig.

Wege und Markierung

Trotz guter Karten und Beschreibung kann es passieren (und es ist mir auch passiert), dass man sich verläuft. Gerade wenn man weitläufige Moorflächen überquert, ist oft kein Weg vorhanden, sondern nur Holzpfähle welche die Richtung markieren sollen. Fehlen diese oder man hat einfach schlechte Sicht (Nebel), dann kann man auch schnell mal in die falsche Richtung laufen. Ausserdem gibt es oftmals Wege und Abzweigungen, die nicht auf der Karte eingezeichnet sind. Ein Kompass ist hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig. Die Wege sind im allgemeinen gut markiert (mit gelben Pfeilen), manchmal muss man ein wenig nach ihnen suchen. Gerade beim Durchqueren grosser Weideflächen, die immer von einer Steinmauer oder einem Stacheldrahtzaun umgeben sind, kann es schwierig werden, wieder den "Ausgang" zu finden. Es ist auf keinen Fall empfohlen (und auch nicht erlaubt) diese Hindernisse an anderen als an den dafür vorgesehenen Stellen zu über- bzw. zu durchqueren. Diese Ein- und Ausgänge können in den verschiedensten Varianten auftreten: als Tor, als Leiter oder einfach als Trittbretter, die das Übersteigen erleichetern sollen. Manchmal ragen auch nur ein paar Steine aus der Mauer heraus und man darf dann ein wenig klettern. Was ich am hinderlichsten für Wanderer mit großen Rucksäcken fand, waren schmale Spalten in Mauern, durch die man sich durchzwängen musste und die zudem auch immer noch mit einer Schwingtür zusätzlich gesichert waren. Dass kann echt nervig sein. Weiterhin sehr lästig war eine Art Käfig mit Schwingtür. Man geht hinein und muss dann die Schwingtür in die entgegensesetzt Richtung drücken um an der anderen Seite wieder herauszukommen. Das ist ja alles ganz schön für Leute ohne Rucksack, aber mit großem Rucksack muss man da oft halb drüber klettern, weil einfach zu wenig Platz ist.

Übernachtung

Camping

Am unabhängigsten ist man sicherlich, wenn man ein Zelt dabei hat. Man kann auf fast jeder Farm campen, es kostet oft nur 2 Pfund und man kann Toilette und Wasser (kalt) benutzen. Man darf natürlich keinen super gepflegten Rasen erwarten, man stellt sein Zelt einfach auf der Weidefläche auf. Naja, da diese fast immer von Schafen genutzt wird, hat man schon etwas zu tun sein Zelt nicht unbedingt in Schafsexkremente zu platzieren. Einige Farmer bieten auch Frühstück an (meistens wenn sie zusätzlich noch B&B's haben), dass sollte man auf jeden Fall mitnehmen. Ein englisches Frühstück ist ein ausgezeichneter Start für den Tag. In kleinen Ortschaften bietet der oft einzige Pub ebenfalls Camping an. Dies ist auch nicht zu verachten, die Stellfläche für die Zelte ist meistens im Garten und man hat gleichzeitig den Pub vor der Zelttür und nach ein paar Bier am Abend ist der Weg nicht weit bis zum Schlafsack. In den Pubs erhält man auch Frühstück und Abendbrot, wenn man möchte. Oftmals haben sich die Wirte auch schon auf die Camper eingestellt und es gibt sanitäre Anlagen mit heißer Dusche, die man allerdings extra Zahlen muss. Natürlich gibt es auch richtige Campingplätze auf der Route, doch ich würde eine Farm oder Pub jedem Campingplatz vorziehen. Weiterhin ist es natürlich jedem selbst überlassen sich mit Wildcamping zu versuchen, aber es ist nicht offiziell erlaubt und es ist sicherlich auch schwierig, eine geeignete Stelle zu finden, da fast das gesamte Land in Privatbesitz ist, und die meisten Flächen engezäunt sind und als Weideland genutzt werden.

Camping Barn

Wer auf das Zelt verzichten möchte, aber dennoch nach einer preisgünstigen Übernachtungsmöglichkeit sucht, ist mit einer Nacht im Camping Barn bestens beraten. Diese findet man auf größeren Farmen. Meistens sind es auch alte Farm-Gebäude (alte Speicher etc.) die oftmals liebevoll zu einer Selbstversorgungs-Übernachtungsmöglichkeit umgerüstet wurden sind. Man braucht auf jeden Fall einen Schlafsack. Bei den Betten handelt es sich meist um Doppelstockbetten mit Matratzen. Es gibt fast immer ein Küche mit Herd und Utensilien, einen Aufenthaltsraum, Toilette und kalt Wasser. Duschen sind selten und man muss dafür (genauso wie für Strom auch) bezahlen. Das funktioniert aber unkompliziert (meistens 50 pence für die Dusche).

Diese Camping Barns sind auf Initiative der YHA (Youth Hostel Association) entstanden, um Farmern eine zusätzliche Einnahmequelle zu ermöglichen. Oftmals tragen sie auch das Zeichen der YHA, aber anders als bei Jugendherbergen (Youth Hostels), muss man kein Mitglied sein, um in Camping Barns übernachten zu wollen. Allerdings ist diese Form der Übernachtungsmöglichkeit (noch) recht selten auf dieser Route. Es gibt eine Broschüre der YHA, in der alle Camping Barns in England und Wales aufgeführt sind.

Die Übernachtung ist sehr preiswert und kostet nur zwischen 4 und 5 Pfund.

Bunkhouse

Sie sind im Prinzip ähnlich wie Camping Barns, laufen aber nicht unter dem Dach der YHA. Meistens handelt es sich um einen Raum oder eine Hütte mit Doppelstockbetten (bunk bed), Toiletten und Wasser können genutzt werden. Selbstversorgungseinrichtungen sind nicht immer vorhanden. Kosten: ungefähr 10 Pfund pro Nacht

Jugendherberge (Youth Hostel)

Die Jugendherbergen sind recht unterschiedlich, am gemütlichsten sind sie da, wo keine Straße hinführt. In den Jugendherbergen findet man immer eine Selbstversorgerküche mit allen notwendigen Utensilien ausgestattet. Man kann aber auch eine warme Mahlzeit und Frühstück serviert bekommen. Tee und Kaffee sind meist kostenlos. Übernachtete wird in Zimmern mit Doppelstockbetten (zwischen 4 und 20 Personen pro Zimmer). Eine Nacht kostet zwischen 9 und 13 Pfund. Allerdings muss man, um in einer Jugendherberge übernachten zu könnnen, Mitglied in diesem Verband sein. In Dt. ist das das Deutsche Jugendherbergswerk. Die Mitlgiedschaft ist für alle Hostels (der Vereinigung Youth Hostelling International) weltweit gültig. Es gibt auch unabhängige Hostels, wo man kein Mitglied sein muss, man findet allerdings keine auf der Route des Coast to Coast Walks.

Bed and Breakfast (B&B)

Bed and Breakfast (Übernachtung mit Frühstück) ist in England weit verbreitet und man findet ein oder mehrere B&B's in fast jedem Ort auf der Route. Auch viele Farmen bieten B&B an. Ich selber habe nur einmal in einem B&B übernachtet, da mir das eigentlich zu teuer ist. Die Zimmer sind gemütlich eingerichtet, meistens mit 2 Betten. Das ganze kostet dann so zwischen 18 und 25 Pfund.

Wenn man nicht im Zelt übernachtet, dann sollte man seine Unterkunft auf jeden Fall im Voraus reservieren. Gerade im Sommer sind doch jede Menge Menschen unterwegs. Wer nicht den ganzen Tag mit seinem Gepäck herumlaufen möchte, der kann seine Sachen auch mit dem Gepäckservice zum nächsten Übernachtungsort schicken lassen.

Essen und Trinken

Das Essen in England ist besser als sein Ruf. Ein warme Mahlzeit am Abend im Pub ist auf jeden Fall zu empfehlen (zwischen 5 und 7 Pfund). Das Essen ist reichhaltig und auch wenn man nach einem langen Tag Hunger hat, so wird man trotzdem gut satt. Wer die englischen Pubs kennt, weiß, dass sie verdammt gemütlich sein können und gerade in kleinen Orten sind sie liebevoll eingerichtet. In solch einer Atmosphäre schmeckt es einfach besser. Das Bier ist gewöhnungsbedürftig. Wer Bier mit Kohlensäure bevorzugt, sollte lieber ein Lager bestellen, das kommt dem deutschen Bier am nächsten. Dieses kommt aber meistens aus Holland (Heineken, Carlsberg), Belgien (Stella) oder Australien (Fosters, Castlemaine XXXX). Mindestens eine Sorte Lager gibt es in jedem Pub, dazu etliche Sorten lokalen Biers, die man zumindest mal probiert haben sollte. Das englische Bier (Ale, Bitter) ist ohne Kohlensäure und wird deshalb auch nicht gezapft, sondern eher ins Glass gepresst (was ziemlich anstrengend aussieht). Und dann gibt es natürlich noch Guinness, wobei ich gehört habe, dass man echtes Guinness nur in Irland bekommt. Ein Bier kostet in der Regel zwischen 1,70 und 2,40 Pfund für ein Pint (etwas mehr als ein halber Liter).

Ich kann nur empfehlen in den ein oder anderen Pub während der Wanderung einzukehren. Jeder Pub hat sein eigenes Flair und es scheint so, als ob sich in England das ganze soziale Leben im Pub abspielt (übrigens die meisten englischen Soaps im TV spielen mehr oder weniger im Pub). Männer und Frauen aller Altersklassen genießen hier das ein oder andere Bier (ja, auch die Frauen :-). Man wird als "Fremder" immer gleich angesprochen und zumindest in einen Small-Talk über das Wetter verwickelt, übrigens das Hauptthema in England. In jedem Wanderführer sind die Pubs gleichrangig mit den Übernachtungsmöglichkeiten aufgelistet.

Frühstück

Das englische Frühstück (bestehend aus: gebratenen Eiern, gebratenem Schinken, Champingnons, Würstchen, Bohnen und einer gerösteten Tomate) ist vielleicht ungewohnt aber gut. Vorweg gibt es immer Müsli oder Kornflakes mit Milch und zusätzlich Toast und Marmelade. Ein englisches Frühstück kostet in der Regel zwischen 3 und 4 Pfund. Das einzigste, was ich vielleicht kritisieren würde sind die Würstchen, naja wenn man aus Thüringen kommt ist man halt besseres gewohnt :-).

Wetter

Auch das englische Wetter ist besser als sein Ruf, wobei ich sagen muss, dass ich wahrscheinlich ausgesprochenes Glück hatte. In den zwei Wochen, in den ich unterwegs war, schien fast nur die Sonne. Im allgemeinen kann sich das Wetter ziemlich schnell ändern und ich glaube irgendjemand hat mal gesagt, wenn Dir das Wetter in England nicht passt, dann warte einfach 15 min. Regenschauer und Gewitter sind jederzeit möglich, aber meist auch schnell wieder vorbei. In den Bergen (eigentlich sind es ja nur Hügel hier in England, wenn auch viele wie richtige Berge aussehen) ist es oftmals sehr windig, teilweise auch stürmisch.