Rennsteig Wanderung - 1. Teil (80 km)
Da bin ich nun schon so oft in weiter Ferne gewesen, um Neues zu sehen
und zu erleben und musste jetzt aber feststellen, dass ich meine eigene
Heimat noch gar nicht so richtig kenne. Als echter Thüringer sollte man
zumindest mit dem Begriff "Rennsteig" etwas anfangen können und da ich
nun auch in Ilmenau wohne und den Rennsteig sozusagen fast vor der
Haustür habe, war es an der Zeit, diesen berühmten Wanderpfad einmal
abzulaufen.
Mit 5 Kommilitonen bin ich dann am Abend des 20.06.2002 mit dem Zug nach
Hörschel, dem offiziellen Beginn des Rennsteigs, gefahren. Es war
nicht besonders schwer, noch ein paar Begleiter für dieses Vorhaben zu finden.
Nach unserer Ankunft in Hörschel nahmen wir noch nach alter Tradition einen Stein von der Werra mit, um ihn am
Ende des Rennsteigs in die Saale zu werfen. Gut ausgerüstet mit Schlafsack, Zelt, Kocher und Essen für 3 Tage begannen
wir die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz, um dann in aller
Frühe am nächsten Tag mit unserer Tour zu beginnen. Nach einem kurzen
Marsch auf den ersten Metern des Rennsteigs stellten wir unsere Zelte
schließlich auf die angrenzende Weide eines großen Gehöftes.
Wir hatten geplant, in 3 Tagen die erste Hälfte der fast 170 km langen
Strecke zu schaffen. Nach 80 km wollten wir am Sonntag den
23.06.2002 den Bahnhof Rennsteig (in der Nähe von Schmiedefeld)
erreicht haben. Die zweite Etappe wollten wir zu einem spätern
Zeitpunkt absolvieren, da bei uns jetzt auch erst einmal wieder die so
lästigen Prüfungen am Ende des Semesters anstanden.
Mit Problemen oder Schwierigkeiten hatte keiner von uns gerechnet, und
so liefen wir hoch motiviert und mit zügigem Schritt am Morgen des
21.06.2002 los. Eine Unterbrechung war für diesen Tag schon geplant:
Das Viertelfinale der Fussball WM Deutschland-USA durfte auf keinen
Fall verpasst werden und so war unsere größte Sorge, rechtzeitig zum
Anpfiff eine Kneipe mit Fernseher zu finden.
Wir kamen gut voran. Die fast 20 kg Gepäck, die so mancher von uns auf
dem Rücken trug, drückten zwar ganz schön, aber es war noch alles
erträglich. Erstaunlicherweise gab es auch Leute, die mit einem
kleinen Rucksäckchen (wo natürlich nur Essen drin war) die Tour
bestreiten wollten. Im Prinzip kein Problem und ich musste auch
feststellen, dass ich viel zu viel (zumindest an Kleidung) eingepackt
hatte. Das Wetter war zum Laufen optimal, ein bischen bewölkt und
nicht zu warm.
Pünktlich zum Anstoss erreichten wir den Gasthof "Hubertus" in Ascherbrück. Gerade in dem Moment
fing es auch an zu Regnen und so kam uns die Pause ganz gelegen. Die
ersten 19 km waren geschafft und leichte Anzeichen von Ermüdung
waren zu erkennen. Jedenfalls hat es einer von uns fertig gebracht, bei
dem doch so spannenden Fussballspiel einzuschlafen. Nach 2 Stunden
Pause hatte es auch aufgehört zu Regnen und wir setzten unsere
Wanderung fort.
Irgendwann merkte ich dann mal, dass mir die Füße verdammt weh taten,
das hatte ich die ganze Zeit gar nicht so richtig registriert. Bei
einer Rast sah ich mir meine Füße mal genauer an und musste
feststellen, dass sich am Fußballen (natürlich beider Füße) schon
schöne Blasen gebildet hatten. Das Laufen großer Strecken mit so viel Gepäck war doch
eine für mich ungewohnte Belastung. Zum Glück gibt es ja
Blasenpflaster! Ich war nicht der Einzige, der Problem hatte. Auch
andere klagten über Schmerzen. Dann gab es auch welche, denen das
Ganze überhaupt nichts auszumachen schien (ich spreche von den Leuten
mit den Rucksäckchen, wobei man fairer Weise sagen muss, dass hier
auch noch diverses Zeltzubehör drangebunden wurde). Nach häufigen
Ruhepausen entschieden wir uns dann am km 30 an der Brotteroder Hütte
unsere Nachtlager aufzuschlagen. Die Schutzhütte war groß genug, um
zumindest das Innenzelt hier drinnen aufbauen zu können. Man hätte auch so darin schlafen
können, aber wir hatten das ganze Zeug ja nun einmal mitgeschleppt und
so war man auch vor Mücken und anderem Ungeziefer geschützt. Das
andere Zelt bauten wir direkt neben der Hütte im Wald auf.
Am nächsten Morgen ging es dann gleich auf den Großen Inselsberg
(916m) hoch. Es war etwas nebelig und im Wald ergab dies eine
interessante Stimmung. Beim Abstieg klarte es auf und wir hatten den
ganzen Tag Sonne. Aufgrund starker Schmerzen beim Laufen musste der
erste von uns am km 38 Heuberghaus aufgeben und mit Bus und Bahn zurück
fahren. Auch ich hatte Schmerzen beim Laufen, trotz Blasenpflaster. An
diesem Tag haben wir öfter Pausen machen müssen, es war doch
anstrengender als gedacht. Die Nacht verbrachten wir 6 km vor Oberhof
in und an der Schutzhütte Wachsenrasen.
Als wir dann den Grenzadler bei Oberhof erreichten, entschlossen sich
die nächsten 2 zum Aufgeben. Da waren wir noch zu dritt. Ich hatte
auch mal kurz überlegt, die Tour abzubrechen, da meine Füße eigentlich nicht
weiter wollten. Aber die Schmerzen aufgrund der Blasen waren noch
erträglich und außerdem wollte ich schon am Ziel ankommen.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann schließlich den Bahnhof
Rennsteig in der Nähe von Schmiedefeld. Die erste Etappe war
geschafft! Hoffentlich findet sich bald wieder die Zeit, um auch die
zweite Hälfte bis Blankenstein laufen zu können.
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